Gedanken von Pastor Clemens Loth beim Blick aus seinem Arbeitszimmerfenster
Alle, die gutes Deutsch lieben, mögen es mir verzeihen. "Not lehrt beten" ist eine ziemlich alte Einsicht. "Not lernt beten" ist grenzwertiges Deutsch.
Aber es ist auch eine Erfahrung der Grenze, die wir grade alle machen.
Wenn auch unsere Kirchen in den letzten Jahrzehnten sogar an Weihnachten nie "überfüllt" sind, so spüren, meine ich, viele und die meisten von denen, die gern und häufig sonntags in die Kirche gehen, die Veränderungen, zu denen uns CORONA zwingt.
Verzicht in der Fastenzeit heißt plötzlich: Verzicht auf Liebgewordenes und Gewohntes. Aber kein Verzicht ohne Sinn und Ziel. Gibt es also etwas, was uns den Verzicht auf den sonntäglichen und anderen Gottesdienst "lernt"?
Ich glaube schon. ChristInnen feiern gerne miteinander - auch Gottesdienst. Aber sie leben ihren Glauben nicht nur, wenn sie sich sehen und miteinander feiern. In Zeiten wie diesen, in denen alles Gewohnte durch CORONA hinterfragt und verändert ist, kann ich neu entdecken, das in uns der Geist betet (Röm8,26) und dass wir eine Gemeinde über die sichtbare Gemeinschaft des Gottesdienstes hinaus sind.
Niemand hat sich das gewünscht. Aber jetzt geht es nicht nur um "aushalten". Ein Gebet, ein Lied in den "eigenen vier Wänden" verbindet unsichtbar und das nicht nur in Zeiten von CORONA.
Gehen wir ruhig und mit Spannung zu auf "die Zeit danach". Denn dann ist alles wieder neu und vieles nicht mehr so wie es war.